Sonntag, 3. April 2022

Ein Trümmersommer von Klaus Kordon

 


Nachkriegszeit…

Ein Volk in Armut,

ein Volk das hungert.

Unter ihnen Kinder, die in den Trümmern ihren neuen Spielplatz gefunden haben.

Kinder, die viel zu entbehren haben.

Kinder die zwar noch träumen, aber kaum Hoffnung haben.

Und die Not die sie alle leiden, macht erfinderisch.

 

 

Zum Inhalt:
 Berlin 1947 – eine Stadt in Trümmern, in der sich Pit und Eule, mit ihren Freunden, Geschwistern und Müttern durchschlagen müssen. Väter sind rar, sie sind gefallen oder in Gefangenschaft. Die Jagd nach Essen, Hamsterkäufe und Handel auf dem Schwarzmarkt gehören zum Alltag. Pit und Eule spielen in den Ruinen, gründen eine Bande und werden schließlich in einen Einbruch verwickelt ...

 

Cover:

Das Cover meiner Version ist an sich nicht schlecht, jedoch muss ich ehrlich gestehen, dass ich das Cover der neuen Version wirklich ansehnlicher finde. Wir haben bei uns hier auf blauem Grund eine Art Loch oder Durchbruch in einer Mauer. Im Hintergrund sieht man Kinder in altmodischer Kleidung, die zu einer Person blicken, die mit dem Rücken zum Betrachter stehen und die dabei orangefarben von den anderen abgehoben ist. Das der Junge etwas in der Hand hält macht neugierig, aber leider kann man nicht wirklich erkennen, um was es sich handelt. Von der Größe her könnte es ein Brot sein, jedoch bin ich mir nicht ganz sicher, passen würde es aber in die Nachkriegszeit, bei der vor allem Nahrungsmittel absolute Mangelware waren. Das Loch im Mauerwerk jedenfalls ist eine schöne Assoziation zu den Trümmern, in der die Geschichte spielt.

 

Eigener Eindruck:
 Eule und seine Freunde sind Kinder der Nachkriegszeit. Die Väter und großen Brüder sind im Krieg gefallen oder befinden sich in Kriegsgefangenschaft, sodass nur die Mütter die Versorgung der Familien aufrecht erhalten können und auch die größeren Kinder sehr rasch zur Arbeit angehalten werden. Wer nicht arbeitet, der geht eigentlich zur Schule, doch die Nachkriegszeit ist wirr und wild. Nahrung ist Mangelware und viele Städter sind gezwungen sich regelmäßig aufs Land zu begeben, wo sie ihr letztes Hab und Gut verkaufen oder tauschen, nur um vielleicht ein bisschen zu Essen zu haben. Doch mit der meisten Ware schaffen sie es nicht einmal bis nach Hause, denn Korruption und Not machen auch aus den besten Polizisten Langfinger. In dieser Zeit wächst also Eule auf, der eigentlich ganz froh ist, dass seine Mutter in einer Bäckerei arbeitet und nicht als Trümmerfrau. Denn sie muss noch drei weitere Kinder durchbringen. Da ist der siebzehnjährige Fred, der scheinbar den ganzen Tag nur träumt, anstatt arbeiten zu gehen, die einzige Schwester Karin – die immer nur Jungen im Kopf hat – und der kleine Bruder Dieter, der mit seinen sechs Jahren noch immer auf dem geistigen Stand eines Zweijährigen ist. Als Eule seine Mutter dann doch zwischen den Trümmern arbeiten sieht, weiß er zuerst nicht, was er denken soll, doch schon bald merkt er, dass er dankbar dafür sein sollte, denn seine Freunde haben es manchmal noch viel schlechter. Bloß gut, dass die Freunde sich in der schweren Zeit haben. Eule, Piet, Spatz, Schonny und der ältere Ballo. Gemeinsam gründen sie eine Bande, deren Anführer Ballo ist, doch Ballos Ansichten sind sehr gefährlich und auch der Geheimstützpunkt, den sich die Jungen geschaffen haben, inmitten der Trümmer, ist nicht ohne. Als Ballo dann auch noch eine erste Aufgabe für seine Bande hat, ist sich Eule sicher, dass das nicht gut gehen kann. Doch kneifen gilt nicht und so kommt es bald zu einem Unglück…

 

Die Geschichte von Eule soll laut dem Autor auf einer wahren Begebenheit beruhen und ist ein Abriss des Lebens nach dem zweiten Weltkrieg. Der Autor zeigt durch die Jungen und ihre Familie, wie das Leben damals war und welche Entbehrungen es gab. Außerdem gibt er auch einen Abriss davon, wie die Menschen zu der Zeit dachten. Da gab es jene, die noch immer fanatisch waren, jene, die erst jetzt Lügen in ihrem Umfeld erkannten, jene, die einfach nur froh waren, noch am Leben zu sein. Mitten in dieser Gesellschaft trifft der Leser auf Eule und seine Freunde, erlebt, was es heißt zu „stoppeln“, was es heißt ohne Vater aufzuwachsen, nicht zu wissen, was mit Familienmitgliedern geschehen ist und, und, und. Das Buch ist voller Eindrücke, die einem schier den Atem rauben können und doch ist der Lesespaß gemindert, weil man sich über die eine oder andere Reaktion der Jungen wundern muss. Ab und an wirken die Charaktere auch recht flach und auch das Ende fand ich dann doch recht abgehackt, auch wenn man im Nachgang erfährt, was aus den Personen schließlich geworden ist. Fakt ist aber – und das finde ich persönlich richtig gelungen – dass man sich noch lange nach dem Lesen mit der Geschichte befasst. Als Schullektüre hätte ich das Buch jetzt so nicht lesen wollen, aber so als Freizeitwerk und um vielleicht noch ein bisschen geschichtliche Ereignisse nachvollziehen zu können, ist es durchaus geeignet. Und da Kriege noch immer Themen sind, die uns leider beschäftigen, ist das Buch eigentlich auch noch immer brandaktuell – vielleicht fehlen die Ipods und Handys, aber die Probleme, die die Menschen erleben und bewältigen müssen, werden wohl immer die Gleichen bleiben. Aus diesem Grunde würde ich es auch jederzeit als Lektüre empfehlen.

 

Fazit:

Die Charaktere konnten mich leider nicht so umhauen, jedoch ist das Thema noch immer topaktuell und das Buch regt zum weiteren nachdenken an. Vielleicht kann der eine oder andere auch dadurch verstehen, warum unsere Großelterngeneration noch immer vermag aus den noch so kleinsten Dingen Großes zu schaffen.

 

Idee: 5/5

Charaktere: 4/5

Logik: 4/5

Spannung: 3/5

Emotionen: 3/5

 

 

Gesamt: 4/5

 

Daten:

ISBN: 9783407747754

Sprache: Deutsch

Ausgabe: Flexibler Einband

Umfang: 197 Seiten

Verlag: Julius Beltz GmbH & Co. KG

Erscheinungsdatum: 01.07.2000

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