Erinnerungen die verblassen,
eine Familiengeschichte die scheinbar neu geschrieben wird
und ein Drama, welches Generationen erschüttert.
Welche Geheimnisse wird Iris in dem alten Haus ihrer Großmutter finden,
wer war sie
und wer waren ihre Familienmitglieder wirklich?
Zum Inhalt:
Schillernd und magisch sind die Erinnerungen an die Sommerferien bei
der Großmutter, geheimnisvoll die Geschichten der Tanten. Katharina
Hagena erzählt von den Frauen einer Familie, mischt die Schicksale
dreier Generationen. Ein Roman über das Erinnern und das Vergessen –
bewegend, herrlich komisch und klug. Als Bertha stirbt, erbt Iris das
Haus. Nach vielen Jahren steht Iris wieder im alten Haus der Großmutter,
wo sie als Kind in den Sommerferien mit ihrer Kusine Verkleiden
spielte. Sie streift durch die Zimmer und den Garten, eine aus der Zeit
gefallene Welt, in der rote Johannisbeeren über Nacht weiß und als
konservierte Tränen eingekocht werden, in der ein Baum gleich zweimal
blüht, Dörfer verschwinden und Frauen aus ihren Fingern Funken
schütteln. Doch der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha vom
Apfelbaum gefallen war, wurde sie erst zerstreut, dann vergesslich, und
schließlich erkannte sie nichts mehr wieder, nicht einmal ihre drei
Töchter. Iris bleibt eine Woche allein im Haus. Sie weiß nicht, ob sie
es überhaupt behalten will. Sie schwimmt in einem schwarzen See, bekommt
Besuch, küsst den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand
an. Während sie von Zimmer zu Zimmer läuft, tastet sie sich durch ihre
eigenen Erinnerungen und ihr eigenes Vergessen: Was tat ihr Großvater
wirklich, bevor er in den Krieg ging? Welche Männer liebten Berthas
Töchter? Wer aß seinen Apfel mitsamt den Kernen? Schließlich gelangt
Iris zu jener Nacht, in der ihre Kusine Rosmarie den Unfall hatte: Was
machte Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens? Und wollte sie Iris noch
etwas sagen? Iris ahnt, dass es verschiedene Spielarten des Vergessens
gibt. Und das Erinnern ist nur eine davon.
Cover:
Das Cover ist schlicht gehalten und zeigt einen aufgeschnittenen
Apfel als Zeichnung sowie ein paar Blütenblätter und Apfelblüten auf
beigefarbenem Grund. Das sieht optisch ansprechend aus, passt sehr gut
zur Geschichte und hat mich doch neugierig gemacht.
Eigener Eindruck:
Mit dem Vergessen und dem darauffolgenden Tod
ihrer Großmutter erbt Iris deren Haus, obwohl es noch andere
Familienmitglieder gibt, die es auch hätten bekommen können. Während
einige der Familie scheinbar schnell wieder aus dem kleinen Dorf
flüchten wollen, in dem die Großmutter gelebt hat, bleibt Iris, um sich
zu überlegen, was sie denn mit ihrem Erbe anfangen soll. Während sie
durch die Räume und den Garten wandert, erinnert sie sich an schöne,
aber auch schreckliche Tage. Sie erinnert sich an Dinge die längst
vergangen sind und doch erst gestern gewesen zu sein scheinen. Sie
erinnert sich an fast magische Erzählungen und sie erkundet die
Geschichte ihrer Familie, die weit tragischer zu sein scheint, als sie
dachte. Immer wieder begegnet sie Menschen, die noch etwas mehr zu
erzählen haben oder findet Artefakte, welche ein völlig neues Bild
aufwerfen. Einige Dinge reimt sich Iris zusammen, andere werden ihr
zugetragen und so durchlebt Iris einen neuen, spannenden Sommer im Haus
ihrer Großmutter…
Das Buch „Der Geschmack von Apfelkernen“ liest sich zu Beginn recht
angenehm, auch wenn die Geschichte von dem plötzlich weiß werdenden
Johannisbeeren etwas skurril anmutet und auch der Apfelbaum der zweimal
blüht beziehungsweise der Baum der Erkenntnis sein soll, doch recht weit
hergeholt scheint. Sieht man davon ab, bekommt man eine recht
dramatische Familiengeschichte präsentiert, die alle Familienmitglieder
von Iris beleuchtet und sie in einem völlig neuen Licht dastehen lässt,
wenn Iris schließlich mehr über sie erfahren hat. Das sind schöne, aber
auch tragische Schicksale und es wäre auch sehr interessant, würde die
Autorin anhand ihrer vielen Details nicht irgendwann zum Schwafeln
neigen. Schlussendlich wirkt alles so verworren und so melodramatisch,
dass man es kaum noch ertragen kann. Irgendwann flutschte die Geschichte
nicht mehr und ich habe das Buch öfter weglegen müssen.
Spannungsmomente gingen immer mehr verloren, der Reiz der Geheimnisse
ebenfalls. Die Charaktere waren für mich auch nicht der Burner, scheinen
sie doch alle in einem gewissen Maßen wortwörtlich eine kleine Macke
gehabt zu haben – untreue Großmütter, gebrochene Herzen, Lügen und
Intrigen, wiederum tragende geschichtliche Schicksale – es war alles so
überladen. Und schlussendlich waren dann die Emotionen in dem Buch
diejenigen, die man auch nicht mehr richtig nachvollziehen konnte,
obwohl jede Menge davon auftauchen sollten. Schade irgendwie. Was mich
an dem Buch auch gestört hat waren die Dialoge. Die werden hier nicht
mit Gänsefüßchen geschrieben, sondern mit Bindestrich.
Gewöhnungsbedürftig.
Fazit:
Tatsächlich hat mich das Buch nicht packen können, es war mir zu
wirr, zu dramatisch und teilweise zu weit hergeholt. Freunde von
Familienwirren und richtig vielen Details könnten hier ihre Freude
haben, aber mir war es dann doch ein wenig zu viel.
Idee: 5/5
Charaktere: 3/5
Logik: 3/5
Spannung: 3/5
Emotionen: 3/5
Gesamt: 3/5
Daten:
ISBN: 9783462042702
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Gebundenes Buch
Umfang: 336 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsdatum: 01.04.2011