Zum Inhalt:
Sophie Seeberg kriegt es hautnah mit, das Leben, denn die
Psychologin begutachtet Familien fürs Gericht. Sie erlebt dabei
schockierende und traurige, aber auch komische und skurrile Geschichten.
Wenn zum Beispiel der Vater nicht zum Termin erscheint, weil er
betrunken auf der Straße eingeschlafen ist – neben dem Bollerwagen
voller Diebesgut. Oder wenn die Mutter ihren erwachsenen Sohn behandelt,
als wäre er ein Kleinkind. Seeberg zeigt uns den ganz normalen
Familienwahnsinn und behält dabei immer einen unnachahmlichen Sinn für
Humor.
Es gibt sie überall. Familien die Hilfe brauchen. Doch
in welcher Hinsicht sich die Vielfältigkeit der benötigten Hilfe
staffeln kann, das ist den meisten "normalen Menschen" einfach nicht
klar. Sophie Seeberg, eine psychologische Familiengutachterin, nimmt uns
mit in den Familienwahnsinn Deutschlands. Sie erzählt traurige, aber
auch humorvolle Geschichten. Sie berichtet von Familien und Fällen die
ans Herz gehen oder einfach nur den Kopf schütteln lassen. Es sind
Geschichten aus dem Herzen Deutschlands, die den Leser zeitweise sogar
an der deutschen Gesellschaft zweifeln lässt. Es sind Geschichten die zu
Tränen rühren. Und es sind Geschichten, über die man sich auch gern
einmal schlapp lachen kann.
Ich habe das Buch zufällig im
Regal entdeckt und dachte mir, dass der Titel recht vielversprechend
ist. Erwartet habe ich humorvolle, sarkastische und ironische
Geschichten rund um die typischen "Justins, Kevins und Chantalle´s".
Bekommen habe ich auch solche Geschichten. Aber diese aus dem Blick von
Frau Seeberger, aus Sicht der Kinder und aus Sicht der Familien. Es
waren Fälle dabei, da hätte ich vor Wut das Buch am liebsten an die Wand
geschmissen - weil die Dummheit der Protagonisten einfach
unübertrefflich war, dann waren wieder welche dabei, die waren so
spannend, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen wollte. Gleich zu
Beginn weist die Autorin darauf hin, dass es sich bei den Geschichten um
wahre Begebenheiten handelt und dass man für die eine oder andere Story
wirklich ein dickes Fell braucht. Und ja, das braucht man auch!
Wirklich
betroffen gemacht hat mich z.B. die Geschichte eines kleinen Mädchens,
welches mit seinem depressiven Vater und der asozialen Mutter in einem
Obdachlosenheim wohnte und gerade einmal vier Jahre alt war. Inmitten
von Müll musste die kleine aufwachsen, hatte nichts zum spielen und
musste seinen halben, verschmutzten Teddybären vor der Mutter
verstecken. Dass es solche Zustände gibt macht traurig. Ich war richtig
froh, als ich gelesen habe, wie die Geschichte ausgegangen ist.
Dann
war da noch der "Mischael", der das alles alleine konnte. Konnte er mit
seinen 42 Jahren wahrscheinlich nicht und seine Mutter hat zu Beginn
nicht sonderlich dazu beigetragen, dass er seine Kinder zu sich holen
konnte. Auch da war ich richtig froh, als ich gelesen habe, wie die Frau
Seeberger mit ihren Kollegen eine gute Lösung für den "Mischael" und
seine beiden Kinder gefunden hat.
Und dann war da noch die
Geschichte der jungen Mutter, die nach Strich und Faden gelogen hat.
Kein Interesse an ihrem Kind, aber wegen des Kindergeldes das Mädchen
bei sich haben wollen. Ewig nicht gekümmert, aber die Kleine die hat da
ja Verständnis für. Das hatte sie sogar der Mama gesagt. Weil das Kind
ist ja hochbegabt und redet aber nur mit der Mama volle,
zusammenhängende Sätze. Mit seinem eineinhalb Jahren. Ist ja klar. Bei
der Geschichte habe ich echt angst bekommen und mich gefragt wie
degeneriert die deutsche Gesellschaft eigentlich sein kann. Auch hier
gab es Gott sei Dank eine Lösung.
Schön war auch zu lesen,
dass es nicht nur Problemfälle gibt, sondern auch bei normalen Familien
unter die Arme gegriffen werden muss. So z.B. wenn die Eltern, die sich
scheiden lassen sich nicht einig sind, wer das Sorgerecht bekommt oder
eben, wenn der Vater sich gegen seine Kinder nicht mehr durchsetzen
kann, weil er bei der Erziehung einfach nichts falsch machen möchte. Das
sind dann die leichten und angenehmen Fälle, im Gegensatz zu den
krassen "Bomben", die sich immer wieder im Arbeitsalltag von Frau
Seeberger auftun.
Das Buch hat mir persönlich Spaß gemacht,
es war interessant zu lesen, war auch vom Lesefluss her gut geschrieben
und hat immer wieder humorvolle Passagen gehabt. Wenn es aber um
traurige Passagen ging, dann hat Frau Seeberger den Ernst der Lage auch
gut umgesetzt. Das Buch an sich ist in meinen Augen ganz stimmig.
Einzig, was ich noch immer nicht so richtig verstehe ist, warum die
Autorin diese Fälle veröffentlicht hat. Es ist sicher, wie bereits
gesagt, interessant, aber muss man sich am Elend anderer auch noch
bereichern? Das ist in meinen Augen wirklich das einzige Manko. Wer eine
solche Arbeit hat, dem zolle ich meinen Respekt, aber ich denke, es
wäre wohl besser gewesen diese "Akten" verschlossen zu halten.
4 von 5 Sternen
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