Freitag, 23. Oktober 2020

Die Ärztin 01 - Das Licht der Welt von Helene Sommerfeld


Zum Inhalt:

Sternstunden der Medizin im deutschen Kaiserreich - und eine Frau schreibt Geschichte.
Band 1: Die Geburt einer neuen Zeit und die glanzvollen Jahre des jungen Kaiserreichs.

Brandenburg, 1876: Die Gärtnertochter Ricarda rettet der Tochter des Grafen Freystetten das Leben. Aus Dankbarkeit nimmt Komtess Henriette die 13-jährige Ricarda mit nach Berlin. Ihr Haus unter den Linden ist ein Mittelpunkt der Gesellschaft. Aber schon bald erlebt Rica die Schattenseiten der Hauptstadt. Niemand kümmert sich um kranke Frauen und Kinder, die in schmutzigen Hinterhöfen leben. Diesen Menschen will sie helfen. In Deutschland dürfen Frauen nicht Medizin studieren, doch Ricarda ist fest entschlossen, ihrem Traum zu folgen - gegen alle Widerstände.

Die packende und opulente Historiensaga in zwei Bänden um die Ärztin Dr. Ricarda Thomasius.



Cover:

Das Cover fand ich wieder sehr ansprechend. Es zeigt im Unteren Bereich den Abschnitt eines Straßenzuges – vermutlich Berlin – welcher historisch anmutet. Das Ganze wird dann noch durch die Silhouette einer blonden Frau in historischer Kleidung unterstrichen und deutet daraufhin, dass es sich hier um einen historischen Roman handelt. Aufschluss darüber gibt schlussendlich der Inhalt der sofort neugierig macht. Das ist wirklich gelungen und hat mich sofort überzeugt – und ich habe es nicht bereut!



Eigener Eindruck:

Auf dem Brandenburger Land lebt Ricarada mit ihren beiden Schwestern Rose und Antonia und ihren Eltern auf dem Schloss Freystetten, wo deren Eltern als Gärtner und Küchenmamsell ihr Zubrot verdienen. Es ist eine unbeschwerte Kindheit und Ricarda ist glücklich, bis es zu einem tragischen Unfall im Winter kommt. Beim Eislaufen mit der Grafentochter bricht Ricardas Schwester Antonia mit dieser in den zugefrorenen See ein und Ricarda versucht die beiden Mädchen zu retten. Es gelingt ihr jedoch nur die Grafentochter aus dem Wasser zu ziehen, für die Schwester kommt jede Hilfe zu spät. Aus Dank für die Rettung der Enkeltochter veranlasst der alte Graf, dass sich seine Tochter und Ärztin Komtess Henriette von Freystetten um die Ausbildung des Mädchens kümmert. So geht Ricarda mit nach Berlin und lernt dort eine völlig fremde Welt kennen in der die Schicht zwischen Arm und Reich noch grausamer zu sehen ist, als in ihrem zu Hause. Außerdem lernt Ricarda sehr viele interessante Frauen kennen, an denen sie sich ein Beispiel nehmen will und so beginnt sie sich für die Medizin zu interessieren und bereits in jungen Jahren der Komtess bei ihren Operationen zur Hand zu gehen. Während die Familien in Freystetten immer mehr zerbrechen schlägt sich Ricarda durch das frauenfeindliche Berlin und wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Doch das weckt ihren Ehrgeiz noch mehr und sie will ebenfalls Medizin studieren, doch das ist für Frauen in Deutschland unmöglich…


Der erste Band der Trilogie um Ricarda Thomasius hat mich einfach nur begeistert. Es macht Spaß die Welt aus den Augen der Protagonistin zu sehen. Dabei begegnen dem Leser aber nicht nur schöne Momente, sondern man kann auch hinter die Kulissen blicken in denen Armut und Frauenrechte eine ganz große Rolle spielen, denn zu der Zeit, wo die Geschichte spielt waren Frauen nichts wert und durften keine eigene Meinung haben. Man trifft auf so viele Missstände, die dermaßen schockieren und man muss den Charakter der Henriette und den der Ricarda immer wieder bewundern. Egal wie sehr das Leben die beiden Frauen beutelt, sie stehen immer wieder auf und kämpfen für ihren Traum. Dabei gelingt es dem Autorenehepaar, welches sich hinter dem Autorenpsydonym Helene Sommerfeld versteckt, wirklich ganz vorzüglich detailliert zu beschreiben und ganz und gar nicht zu langweilen. Man ist mit Feuereifer dabei und kann das Buch kaum aus den Händen legen. Innerhalb von zwei Tagen habe ich dieses dicke Buch wortwörtlich in mich hinein gefressen und konnte es kaum erwarten weiter zu lesen, denn das Buch endet schon mit einem arg bösen Cliffhänger. Zum einen möchte man wissen, wie es mit der armen Ricarda weiter geht und zum anderen möchte man erfahren, wie der Name Thomasius schlussendlich doch noch zustande kommt, denn es sieht vorerst nicht so aus, als würde Ricarda ihre große Liebe heiraten. Auch möchte man wissen wie es mit den anderen Charakteren weiter geht, die Ricarda durch ihr Leben begleiten und immer wieder auftauchen. Dabei hat es das Autorenduo geschafft wirklich so viele verzwickte Situationen zu schaffen, dass man auch hier neugierig ist und bleibt. Lange beschäftigt man sich als Leser aber auch mit den Details. Nämlich wie es in den großen Städten vor sich ging, dass Frauen und Kinder kaum etwas wert waren. Dass es nicht für Jedermann möglich war einen Arzt aufzusuchen und viele an den hygienischen Missständen wortwörtlich dahingesiecht sind. Wer in der unteren Schicht lebte musste immer damit rechnen schnell zu sterben, Kinder zu verlieren oder von der Polizei unrecht behandelt zu werden – besonders als Frau. Das macht betroffen und man kann den Wunsch, solchen Menschen zu helfen, immer mehr nachvollziehen. Ja, man lebt ebenfalls für das, was Ricarda, ihre Freundinnen und deren Lehrmeisterinnen kämpfen. Das ist wirklich ganz grandios gemacht. Ich habe selten Bücher bei denen ich so mitgerissen werde.



Fazit:

Dieses Buch hat einfach alles, was das Herz begehrt. Tolle Details, viel Hintergrundwissen, fantastische und vielschichtige Charaktere und eine gehörige Portion Dramatik. Klasse. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für das Autorenehepaar unter dem Psydonym Helene Sommerfeld.



Gesamt:

5 von 5 Sterne



Daten:

ISBN: 9783499273995

Sprache: Deutsch

Ausgabe: Flexibler Einband

Umfang: 560 Seiten

Verlag: ROWOHLT Taschenbuch

Erscheinungsdatum: 24.04.2018

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