Montag, 19. November 2018

Prison Island von Hilde K. Kvalvaag

Zum Inhalt (Booklet):
Idun ist ehrgeizig und angepasst - bis Mai in ihr Leben tritt, ihre emotionale, immer am Rande des Abgrunds balancierende Cousine. Mai wirft sich jedem Jungen an den Hals und verliebt sich ausgerechnet in den jungen Straftäter Johan, der auf einer Gefängnisinsel im Fjord seine Strafe absitzt. Von Anfang an ahnt der Leser die bevorstehende Katastrophe. Die Lage spitzt sich zu, als Mai Idun dazu überredet, mit ihr zu der Gefängnisinsel zu rudern ..


Cover:
Das Cover zum Buch ist eigentlich recht nichts aussagend. Wir sehen hier scheinbar die Protagonistin Idun, welche auf einem Steg liegt und die Augen geschlossen hat. Denkt sie nach? Träumt sie vor sich hin? Das ist irgendwie nicht zu erkennen und auch ansonsten bietet das Cover keinen wirklichen Rückschluss auf die Geschichte. Wirklich ansprechend finde ich es daher nicht.


Eigener Eindruck:

Idun lebt mit ihrer Mutter allein in einem Haus am Rande einer kleinen Stadt. Der Vater hat sie und ihre Mutter für eine andere Frau verlassen und obwohl er versucht ein gutes Verhältnis zu seiner Teenagertochter zu pflegen, weiss das Mädchen noch immer nicht so recht, was sie von all dem halten soll. Deshalb stürzt sich Idun in ihr Lauftraining, bei dem sie in Wettkämpfen aber immer nur den zweiten Platz erringen kann, denn Ane Mo, das Mädchen mit dem Pferdeschwanz ist immer schneller als sie und dann ist da ja noch die heimliche Schwärmerei von Idun für ihren Trainer. Alles scheint einfach kompliziert. Da passt es Idun gar nicht, dass ihre Cousine Mai plötzlich zu ihnen zieht, denn Mai bedeutet Chaos. Nicht nur, dass das Mädchen immer wieder unvorhersehbare Dinge tut und scheinbar auch Lügen schnell einmal über ihren Mund kommen, in Iduns Augen ist Mai eine Schlampe, denn mit allen Jungen des kleinen Städtchens scheint Mai schon das eine oder andere Stelldichein gehabt zu haben. Doch je länger Mai da ist, desto besser verstehen sich die Mädchen. Nicht zuletzt, weil Mai mit in Iduns Zimmer zieht und jemanden kennen lernt. Am Anfang findet Idun das noch aufregend, doch bald kommen ihr Zweifel. Denn Mais Auserwählter ist einer von der Gefängnisinsel. Ein Verbrecher. Und dann versucht Mai Idun dazu zu überreden, mit ihr auf die Insel zu fahren um dort die Gefangenen zu besuchen…

Puh, das Buch war schon recht heftige Lektüre in meinen Augen. Zuerst einmal war da dieses krasse Einstellung von Idun gegenüber ihrer Cousine Mai. Diese starre Ablehnung und vor allem diese schockierende Direktheit, dass Mai einfach eine Schlampe ist. Ganz ohne Umschweife bekommt der Leser alle dreckigen Details aus Sicht von Idun aufs Brot geschmiert, was erst einmal wirklich befremdlich ist. Ich hab mich ehrlich gesagt kurz gefragt ob das wirklich ein Buch für die jüngere Leserschaft ist. Dann ist da immer wieder die klare Gewissheit, dass Mai wirklich eine Schlampe ist, wenn man lesen muss wie fix sie mit jemanden in die Kiste springt und vor allem, dass es sie nicht einmal stört, wenn sie das neben ihrer Cousine Idun macht. Das war so der zweite Schockmoment, wo ich mir dachte, dass das unmöglich ein Buch für Jugendliche sein kann. Und dann kam noch das absolute Tüpfelchen auf dem i – Achtung ab jetzt kann es zu Spoilern kommen! Idun lässt sich aus den Tiefen der unmöglichen Dämlichkeit ihres eigenen Selbst dazu überreden auf die Gefängnisinsel zu fahren und schläft dort auch noch mit einem der Gefangenen. Man sitzt als Leser da und ist einfach fassungslos. Und das geht so weiter, denn immer mehr verstricken sich die beiden Mädchen in Situationen, bei denen man sich als Normalsterblicher einfach an den Kopf greift. Man muss sich immer wieder fragen, ob es wirklich Menschen gibt, die so dumm sind!
Die Geschichte ist aufwühlend, keine Frage. Und sie beschäftigt lange danach noch immer. Nicht zuletzt, weil man einfach nicht begreifen will, was man da gelesen hat. Die Autorin versteht es durch ihren Schreibstil zu fesseln, aber genauso gut auch durch ihre Ideen rund um die Mädchen zu schockieren. Man ist einfach hin und her gerissen!

Idun und Mai sind als Charaktere zwei völlig unterschiedliche Mädchen. Während die Eine Musterschüler zu sein scheint, scheint die andere durch und durch verdorben und scheint ebenfalls auch den roten Faden zu einem geordneten Leben verloren zu haben. Automatisch entwickelt man einfach eine Abneigung zu Mai und Sympathie für Idun. Doch auch die Sympathie für Idun wird im Laufe der Geschichte immer weniger und man muss sich fragen, was in ihrem Teenagerhirn vor sich geht, dass sie schließlich in Hinsicht auf ihren Besuch bei der Gefängnisinsel so aus den Fugen gerät. Wenn das Buch eine abschreckende Wirkung haben soll, dann beglückwünsche ich die Autorin, denn beim Lesen ist man definitiv in einer Schockstarre oder einfach nur angewidert. Das ist so richtig ein Buch, wo den Protagonisten ein Aufkleber auf der Stirn pappt, wo drauf steht: „Bitte nicht nachmachen“.

Was in dem Buch durch die ganzen Schockmomente leider viel zu kurz kommt, sind die Emotionen. Die fehlen einfach teilweise oder sind einfach nicht nachvollziehbar beziehungsweise unglaubwürdig. Auch bei der Logik und den nachvollziehbaren Szenen kommt man als Leser leicht ins Schleudern, da sich Handlungen von Mai oder Idun einfach nicht nachvollziehen lassen.



Fazit:
Kann man mal gelesen haben, muss man aber nicht. Mich konnte das Buch einfach nicht überzeugen.


Idee: 4/5
Details: 4/5
Emotionen: 2/5
Logik: 3/5
Lesespaß: 2/5

Gesamt: 3/5

Daten:
• Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
• Verlag: Gerstenberg Verlag; Auflage: 1 (25. Juni 2012)
• Sprache: Deutsch
• ISBN-10: 383695477X
• ISBN-13: 978-3836954778
• Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
• Größe und/oder Gewicht: 14 x 1,6 x 22 cm

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