Montag, 17. Oktober 2016

Belle - Der Fluch von Balmoral Castle von Conny Amreich

Zum Inhalt:

Schottland, 1877: In den nebelverhangenen Highlands stürzen die 16-jährige Belle Mc Bean und ihr Vater mit der Kutsche in den Abgrund – und finden sich in den Fängen einer mysteriösen Kreatur im verfallenen Kinord Castle wieder. Auf Belles Drängen hin lässt der Schlossherr ihren kranken Vater frei – sie selbst jedoch muss seine Gefangene bleiben. Für Belle völlig unerwartet, fühlt sie sich immer mehr zu dem vor den Augen der Menschheit verborgen lebenden Schlossherrn hingezogen. Als Soldaten aus der Stadt Kinord Castle umzingeln, muss Belle sich entscheiden, ob sie sich selbst oder sein Leben retten will.

Aberdeen 1877 - die Zeit der Industrialisierung hat begonnen. Frauen haben in dieser Zeit noch nicht viel zu sagen, aber das britische Empire wird von Königin Victoria regiert und das mit eiserner Hand. Die junge Tierarzttochter Belle lebt seit dem Tod ihrer Mutter allein bei ihrem Vater, der viel und gerne tief in die Flasche schaut. Sie kümmert sich um die Tiere, die er zu behandeln hat und so manche Diagnose wird durch das wissbegierige und aufgeweckte Mädchen gestellt, denn die Tiere sind ihr lieber als die Menschen. Während Belle sich als eher unscheinbar wähnt, hat der Staatsanwalt und Frauenschwarm Alberdon ein Auge auf sie geworfen. Immer wieder macht er ihr den Hof, doch Belle weist ihn stets ab. Dabei hat sich Alberdon einen hochrangigen Namen gemacht und aalt sich in seiner Berühmtheit. Besonders jetzt hat Alberdon eine große Rolle in der Bekämpfung der Kriminalität und gewinnt immer mehr an Beliebtheit, denn er ist einem Serienmöder auf der Spur, der rund um Balmoral Castle - den Ländereien der Queen - sein Unwesen treibt.
Als das Lieblingspferd der Queen erkrankt machen sich Belle und ihr angetrunkener Vater auf den Weg, um dem armen Tier zu helfen. Schnell stellt die Queen fest, dass sie ein ganz aufgewecktes Mädchen vor sich hat, denn es ist Belle, die die Diagnose stellt und dem Tier das Leben rettet. Auf dem Heimweg jedoch geschieht ein Unglück. Die Kutsche von Belle und ihrem Vater kommt vom Weg ab. Als Belle wieder zu sich kommt, ist sie mutterseelenallein und irrt durch das Moor. Bald findet sie die Ruine von Kinord Castle, in der sie ihren schwer verletzten Vater findet. Er wird von einem grausamen Wesen gefangen gehalten. Im Tausch gegen sich selbst kann Belle erwirken, dass ihr Vater gehen darf. Jedoch nimmt das Wesen ihm das Versprechen ab, dass er nicht erzählen darf, wo seine Tochter ist, sonst ist ihr Leben verwirkt. Belle lebt fortan in Kinord Castle, lernt das Wesen fürchten, aber auch verstehen. Was Belle jedoch nicht weiß: Das Wesen ist von einem Fluch belegt worden und Alberdon durchschaut ihren Vater und macht sich auf die Suche nach ihr.

Die Neuinterpretation des klassischen Märchens "Die Schöne und das Biest" ist mit diesem Roman wirklich gut gelungen. Stimmig beginnt die Geschichte mit einer grausamen Tat in der Kolonie Indiens, die das Biest hervor bringt. Das Ganze in das britische Empire zu verlegen, war eine wirklich gute Idee, denn die Stimmung rund um das Moor ist stimmig. Man kann die neblige und trostlose Landschaft regelrecht vor sich sehen. Immer wieder baut die Autorin aktuelle Probleme der damaligen Zeit mit ein. So geht es darum, welchen Wert die Frau in der Industrialisierung gespielt hat, welche Rechte und Pflichten im britischen Empire galten und wie der technische Fortschritt sich auf das Leben der Menschen auswirkt. Neben fast schon mittelalterlichen Zuständen tauchen immer wieder moderne Aspekte auf, die die Geschichte auffrischen. Dass Belle sich in das Biest verliebt ist aus alten Märchen bekannt. Jedoch fand ich es sehr schön, dass das Biest hier zum einen von Vertrauten verraten wird und Belle durch ihre Neugier herausfindet, warum das Biest überhaupt erst entstanden ist. Das Ganze dann noch in einen orientalischen Gesamtpaket zusammen zu fassen war mutig, aber auch interessant und stimmig. Was mir jedoch an der Story gefehlt hat, sind die Emotionen zu Beginn des Buches und das eine oder andere Detail. Wäre mehr auf ihre Angst oder ihren Kummer eingegangen worden, dann wäre die Geschichte in meinen Augen perfekt gewesen.
Belle als Protagonistin ist ein sehr starkes Mädchen. Sie setzt sich über die allgemeinen ständischen Ansichten hinweg, ist wissbegierig und nicht auf den Mund gefallen. Sie greift hart durch, wenn es sein muss und könnte keinem Tier jemals Leid zufügen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht Tieren zu helfen und möchte Tierärztin werden. Ihr Wissen wird auch bald gebraucht, als sie das Biest kennen lernt und er verletzt ist. Belle empfindet mit der Zeit immer mehr für das Biest und der Gedanke zu fliehen rückt immer mehr in den Hintergrund.

Empfehlen möchte ich die Geschichte allen die "Die Schöne und das Biest" lieben und Märchenadaptionen mögen. Auch wenn man weiß, wie die Geschichte verläuft und endet, ist diese Version sehr erfrischend und macht Spaß.

Idee: 5/5
Logik: 4/5
Emotionen: 4/5
Charaktere: 4/5

Gesamt: 4/5


  • Taschenbuch: 224 Seiten
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (20. November 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3423716584
  • ISBN-13: 978-3423716581
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 16 Jahre
  • Größe und/oder Gewicht: 13,7 x 1,9 x 19 cm

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