Kriegsfeld Klassenzimmer.
Von schönen und unschönen Momenten des Lehrerdaseins.
Zum Inhalt:
«Heute ist Klassenausflug. Bowlen - damit die Kinder sich endlich mal
so richtig austoben können. Als ich den Klassenraum betrete, stürmen
die ersten schon auf mich zu.
"Herr Mülla, iebergeil!", ruft Ümit.
"Isch mache Strike, ja? Schwöre, schmache eine Strike!" Mit wilden
Bowling-Trockenübungen steht er vor mir. Wenn er nachher tatsächlich so
bowlt, nehme ich mir besser einen Helm mit.
Aushilfslehrer? Ein
lockerer Job, denkt Philipp Möller - bis zur ersten Stunde in seiner
neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen
ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag.
Möllers Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos sind brisant und
berührend, und dabei immer wieder urkomisch.
Cover:
Das Cover ist recht niedlich gemacht. Wir sehen hier einen Jungen im comicartigen Stil, welcher angestrengt auf einem Handy herumtippt. Das sagt noch nicht viel über das Buch aus, jedoch ist es erst einmal ein Blickfang. Aufschluss über den Inhalt des Buches gibt schließlich erst der Titel und der ist so ganz typisch „Problemschule“ – „Ghettoslang“ etc.
Eigener Eindruck:
Herr Möller ist Aushilfslehrer und hat sich vom
Direktor der Schule breitschlagen lassen hier sein Arbeitsleben weiter
zu bestreiten. Hier ist eine Problemschule inmitten von Berlin – und
hier ist das wahre Leben. Herr Möller schildert eindrucksvoll das Leben
an der Schule, das bisweilen schon fast durchdrehende Kollegium und er
macht sich ein Bild über die Schüler, welche dabei irgendwie recht
selten gut davonkommen. Es sind Existenzen, welche zum Scheitern
verurteilt sind, es sind Kinder, die einen sozialkritischen Hintergrund
haben und es sind die Möchtegerngangster von morgen. Eindrucksvoll
bekommt man deren Artikulation in den lustigsten Schreibweisen
präsentiert und kann sich dadurch die Handlung einfach vorstellen. Das
ist bisweilen mal lustig, aber hat auch ganz oft einen sehr bitteren
Beigeschmack, denn Herr Möller scheint sich mehr über seine Schüler
lustig zu machen, betrachtet sie manchmal auch arrogant von oben herab
und dann hat das Buch irgendwann auch Stellen, bei denen einfach der
Pepp fehlt. Da kommt nichts bei rum. Es plätschert alles einfach so
langhin und man muss sich durch die Seiten quälen. Da ich neulich erst
die Bücher von Frau Freitag gelesen habe, die sich ebenfalls mit der
Thematik Schule in Berlin beschäftigt, möchte ich auch hier einen
Vergleich ziehen. Während Frau Freitag scheinbar ein Herz für ihren Job
hat, denkt man bei Herrn Möller immer wieder: such dir halt was
anderes…selber schuld… muss das jetzt sein….heul leise… etc.. Das ist
schon irgendwie traurig – aber am schlimmsten ist wie gesagt für mich,
dass der Herr Möller in seiner Art zu erzählen einfach so oben auf ist,
dass man denkt, er ist etwas Besseres. Schade irgendwie.
Fazit:
Das Buch ist recht schwer zu bewerten, wie ich finde. Es zeigt eindrucksvoll den Tagesablauf eines Lehrers in den Problemzonen Berlins, es beleuchtet Schüler, Lehrer, aber eben auch das Sozialsystem und doch kommt es teilweise so arrogant daher, dass man im Stahl kot*en könnte. Auch der Autor hat seine Macken, darauf wette ich. Von mir gibt es deshalb auch eine neutrale Bewertung.
Idee: 5/5
Charaktere: 3/5
Logik: 3/5
Spannung: 2/5
Emotionen: 2/5
Gesamt: 3/5
Daten:
ISBN: 9783404606962
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Taschenbuch
Umfang: 364 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: 21.09.2012
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