Freitag, 5. August 2016

Academy of Shapeshifters Episode 1 - Fuchsrot von Amber Auburn


Magdalena lebt in Deutschland bei ihrer übervorsorglichen Tante Rita und deren rasenmähersüchtigen Lebensabschnittsgefährten Karl. Sie ist eher eine sehr ruhige Person und ist in der Schule stets das Mobbingopfer ihrer Mitschülerin Nancy und deren Clique. An ihrem 16. Geburtstag scheint ihre Tante noch übervorsichtiger zu sein, als sonst. Doch Magdalena schenkt dem keine weitere Beachtung und geht in die Schule. Auf dem Nachhauseweg wird sie erneut das Opfer von Nancy und ihren Freundinnen und flüchtet vor ihnen in Panik. Auf Pfoten.
Als sie im Haus ihrer Tante wach wird, eröffnet sie ihr, dass sie kein normales Mädchen, sondern ein Wandler ist. Eh Magdalena sich versehen kann, tauchen schwarz gekleidete Männer auf und nehmen sie mit sich in Camp, mitten im Wald, wo Lena mit den Tatsachen konfrontiert wird, was sie ist und weshalb sie unbedingt dort bleiben muss. Es gilt das Tier in ihr zu beherrschen und in Sicherheit zu leben, denn Wandler sind nicht unbekannt und in den falschen Händen nicht mehr zu retten. Lena lernt dort eine neue Freundin kennen und dann ist da noch dieser unglaublich gut aussehende Junge, zu dem sie sich augenblicklich hingezogen fühlt.

Ich durfte die Kurzgeschichte im Rahmen einer Leserunde lesen und muss sagen, dass ich hin und her gerissen bin. Einerseits finde ich die Idee ganz frisch und ganz wunderbar. Doch auf der anderen Seite bin ich von der Masse der vorhandenen Informationen schier erschlagen, habe detaillierte Emotionen vermisst und vor allem waren für mich auch einige Situationen nicht logisch nachvollziehbar. Es ist schwer eine fesselnde Geschichte auf gerade einmal 59 Seiten zu pressen, aber ich denke mit ein paar mehr Seiten hätte man viel mehr aus der Story machen können.

- Achtung Spoiler-

Dass Lena bei ihrer Tante wohnt ist an sich nicht schlimm, was mich aber beschäftigt ist, warum werden nie ihre Eltern erwähnt. Das ist so eine Sache, die den Leser doch interessieren! Solche Hintergrundinformationen sind wichtig, um sich ein Gesamtbild zu machen, selbst wenn man nur schreiben würde, dass man nicht weiß, was mit ihnen ist oder wie auch immer. Die Tante liebt das Mädchen über alles, doch trotzdem hat sie Geheimnisse vor ihr. Aus welchem Grund? Woher weiß die Tante das alles und vor allem wäre es doch interessant zu wissen, ob Rita und Karl genauso sind beziehungsweise woher Magdalena diese Gene hat - wo wir wieder auf die Eltern zurück kommen. Magdalena akzeptiert viel zu schnell die Tatsachen. Sie hinterfragt nichts. Sie bekommt gesagt, dass sie ein Wandler ist. Okay. Sie bekommt gesagt, dass sie untertauchen muss. Okay. Eigentlich hätte sie nach dem Aufwachen Panik haben müssen. Ihr hätte schlecht sein müssen vor Angst. Sie hätte richtig Weinen müssen. Sie hätte hysterisch werden müssen und Fragen stellen. Doch sie akzeptiert nur. Dann wird das Mädchen von Viktor und seinen Leuten mitgenommen. Und sie geht einfach mit. Wieder keine Angst. Keine Panik. Keine Zweifel. Keine Wut. Keine Tränen. Kein Trennungsschmerz. Es geht alles doch recht stumpf über die Bühne. Das waren solche perfekten Steilvorlagen für ganz großes Emotionskino. Aber nein, sie setzt sich ins Auto und lässt sich irgendwo in die Pampa kutschieren, wo sie schließlich im Camp landet und sich prompt in den erstbesten Kerl verliebt, dem sie in die Arme läuft. Liebe auf dem ersten Blick. Gern. So krass? Nein. Auch hier akzeptiert sie alles viel zu schnell und der Leser bekommt eine Informationsflut, die er teilweise erst einmal nicht richtig verarbeiten kann. So erfährt man, dass es mehrere Camps gibt, für jede Tiergattung eine und dass sich diese in Kämpfen immer wieder gegenüberstehen. Es gibt Vogelartige, Reptilienartige, Fischartige, Friedliebende und Fleischfresser. Der Gewinner steht meist schon fest. Warum aber das Camp noch innerhalb zwei gespaltene Parteien hat, das übersteigt dann doch ein bisschen meinen Horizont. Jedenfalls findet sich Lena innerhalb weniger Seiten in diesem Camp wieder. Sie lässt sich in eine Hütte bringen, wacht auf und hat eine neue beste Freundin, für die sie sich sogar opfern würde - innerhalb von einem Tag. Dass man sich für einen Menschen einsetzt ist okay, aber dass man gleich von einer Freundin spricht, gleich am ersten Tag, das finde ich dann doch ein bisschen übertrieben. Auch von dieser Freundin wird Lena mit Informationen gefüttert, die sie einfach akzeptiert. Auch hier habe ich wieder Fragen und Emotionen, wie Verzweiflung vermisst. Und dann ist da noch der Campleiter Viktor, der ebenfalls ein Wandler ist und sie einem Test unterzieht, der zugegeben echt spannend und super zu lesen war und die Geschichte doch noch richtig interessant gemacht hat. Trotzdem erwähnen die Campbewohner, dass Viktor sich in seiner Tiergestalt auch einmal vergisst und auch schon Schüler angefallen hat - da würde mir persönlich die Muffe gehen, aber sie scheint das recht wenig zu interessieren. Stattdessen macht sie sich gleich neue Feinde, indem sie sich gegen ihre "Art" entscheidet. Hallo Fettnäpfchen! Sie soll nicht bei den Katzenartigen bleiben, sondern zu den Hundeartigen gehen, was bedeutet, ihre neue Freundin wieder zu verlieren. Warum, wird nur kurz angerissen und macht für mich nicht wirklich Sinn, aber okay. Viel schlimmer fand ich, dass sie und ihre Freundin wie Kleinkinder darum betteln in einem Zimmer bleiben zu dürfen - wenn dieser Viktor wirklich so knallhart ist, hätte er allein den Gedanken der beiden im Keim erstickt.
Zu guter Letzt hat mich eine Sache noch beschäftigt. Lena wird noch in Deutschland von ihren Mitschülerinnen mit dem Auto gejagt. Sie ist sechzehn! Sechzehn! Folglich ist ihre Mitschülerin maximal siebzehn und darf noch nicht Auto fahren. Auf meine Frage hin antwortete mir die Autorin, dass diese Mitschülerin schon 18 Jahre ist, da diese ein bis zwei Ehrenrunden gedreht hat. Das mag ja sein, sollte aber direkt im Buch erwähnt werden, schließlich kann ja nicht jeder Leser einfach die Autorin fragen.

Lena als Protagonistin ist mir eigentlich zu Beginn ganz sympathisch gewesen. Je mehr sie aber Dinge einfach akzeptiert hat und nicht hinterfragt, desto mehr musste ich mich fragen, ob sie nicht vielleicht doch einen Schaden hat. Kein normaler Mensch geht einfach mit Fremden mit. Niemand bleibt so ruhig wie sie, wenn er etwas Neues, Unbekanntes kennen lernt. Niemand würde es akzeptieren, dass man sich in ein Tier verwandelt, ohne diese Dinge zu hinterfragen oder mindestens kurzzeitig Panik zu bekommen. Niemand, aber auch wirklich niemand würde emotionslos seine Familie zurück lassen. Und kein Mädchen würde einfach so in die Arme eines Jungen rennen, wenn sie ihn nicht einmal kennt. Schwärmen wäre okay gewesen, aber hier sah es mir schon nach der ganz großen Liebe aus. Das war mir dann doch ein bisschen zu viel.

Empfehlen möchte ich dieses Büchlein allen, die etwas für zwischendurch suchen und über die eine oder andere Logiksache drüber hinweg sehen können. Wer tiefer gehende Details sucht und vor allem ganz große Emotionen, der sollte lieber die Finger davon lassen. Doch als leichte Lektüre ist es schon lesbar. Die Schreibweise der Autorin gefällt mir ganz gut, sie ist flüssig, verständlich und es gibt kaum Fehler in der Rechtschreibung. Allein des Covers Willen ist die Geschichte eigentlich wert angelesen zu werden. Bei der Academy of Shapeshifters handelt es sich um eine Reihe, die aus mehreren Episoden besteht - mit Cliffhängern sollte auch hier gerechnet werden, denn die erste Episode endet mit einem solchen. Ich persönlich gebe der Fortsetzung noch eine Chance, weil ich die Idee zu den Shapeshifters mag und auch hoffe, dass es einfach besser wird.

Logik: 2/5
Idee: 4/5
Emotionen: 1/5
Schreibweise: 4/5
Spannung: 3/5
Details: 1/5

Gesamt: 2,5, leider Tendenz zu 2 Sternen, da ich die Schlussszene einfach nicht nachvollziehen kann und es ein Cliffhänger ist

  • Taschenbuch: 80 Seiten
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (30. März 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 1530388678
  • ISBN-13: 978-1530388677
  • Größe und/oder Gewicht: 12,7 x 0,5 x 20,3 cm