Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen, welche sich für mich aber durch einen wunderbaren Australienurlaub etwas verzögert hat. Die Geschichte ist wirklich eine ganz wunderbare Idee und die Autorin schafft eine ganz besondere Welt, in die man sich schnell hinein finden kann. Die Umschreibungen sind zwar recht vage, doch man kann sich die Trostlosigkeit dieser Welt durchaus vorstellen. Ein Leben in ihr scheint schier unmöglich, sodass man sich auch gut in die Situation der Dorfbewohner hinein denken kann, als sie erfahren, dass sie, wenn sie im Dorf ausharren, womöglich sterben werden - eine Reise jedoch auch den sicheren Tod bedeuten könnte, wenn sie nicht rechtzeitig in einem der anderen Dörfer ankommen würden. Diese Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Was ich jedoch nicht so schön fand, waren die Rechtschreibfehler und die dürftige Umschreibung mancher Personen und Situationen. Da bin ich der Meinung, dass die Geschichte wirklich noch stark ausbaufähig ist. Die Beziehung zwischen Eleazar und Samira hätte viel mehr ausgebaut werden können, sodass man die Beweggründe Samiras, weshalb sie zurück bleibt, besser verstehen kann. Auch Eleazars Emotionen bei seiner Reise hätten viel besser dargestellt werden können. Es hätte so ein schönes Spiel zwischen Verzweiflung, Angst und Trauer werden können. Genauso verhält es sich z.B. auch mit der Rückkehr Eleazars. Die Begegnung zwischen ihm und Samira ist einfach nur stumpf. Sie sehen sich und anstatt Freude als Emotion darzustellen, wird erst einmal lustig drauf los gepoppt. Auch die Beweggründe der anderen Charaktere lassen oft viele Fragen offen. Was ich für mich persönlich aber richtig schlimm fand war, dass die Charaktere immer mehr und immer mehr wurden - manchmal nur einmal erwähnt - und dann wurde lustig mit den Namen hin und her geschmissen, sodass man schließlich ganz durcheinander kam. Das war weniger schön.
Samira als Protagonistin ist mutig und sehr entscheidungsfreudig. Ich für meinen Teil wäre nicht an einem Ort zurück geblieben, während meine Familie sich auf die Reise begibt. Dass sie Eleazar liebt und unbedingt wissen möchte, was mit ihm geschieht, ist verständlich. Jedoch ist seine Rückkehr ungewiss - jedoch genauso ungewiss, wie die Reise in ein neues Dorf.
Eleazar zeigt in meinen Augen sehr viel Aufopferungsgabe für seine Familie, als er sich auf den Weg macht, um seine Schwester zurück zu holen. Dass er die Reise schließlich fortsetzt, ist wirklich mutig.
Livius als ebenfalls wichtiger Mitspieler der Geschichte ist für mich ein sehr undurchsichtiger Charakter gewesen. Einerseits ist er bemüht sein Dorf zu retten, was mich jedoch immer wieder erschüttert hat war die Art, wie er vorgeht. Er zeigt keine Skrupel, wenn es darum geht seine Frau zu betrügen oder eben zu morden oder zu lügen. Als Leser kann man sich oft nur herbei reimen, weshalb der Mann so oder so handelt, doch meiner Meinung nach ist das wirklich erschreckend.
Die Giganten treten für mich sehr facettenreich auf. Einerseits sind sie eine willkommene Möglichkeit, um in der Dunkelheit zu überleben, auf der anderen Seite erfährt man im Laufe der Geschichte ihr wahres Wesen, welches von Machtgier bis Güte reicht. Trotzdem scheint jeder der Giganten in gewisser Weise auch auf die Menschen angewiesen zu sein - wenn auch aus grausamer Natur.
Empfehlen möchte ich diese Kurzgeschichte allen, die gern in völlig neue Welten eintauchen und einmal etwas völlig anderes lesen wollen, als die bereits ausgelutschten Klischees. Jedoch sollte der Leser gewarnt sein, dass die Situationen sich stark überschlagen und Emotionen sehr kurz gehalten sind, wenn überhaupt. Wer über diese Dinge und das akute Namenwirrwarr hinwegsehen kann, wird an dieser Geschichte seine Freude haben.
Idee: 5/5
Logik: 3/5
Emotionen: 2/5
Bildliche Vorstellung: 4/5
Spannung: 3/5
Gesamt: 3/5
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 980 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 129 Seiten
- Verlag: BookRix (17. Mai 2016)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B01A7AMXNE
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