Donnerstag, 8. Dezember 2016

Die Vampirprinzessin von Runa Winacht & Maria G. Noel

Zum Inhalt:
Was würdest du tun, wenn du keinen Ausweg mehr wüsstest? Würdest du einem unheimlichen Fremden vertrauen – und mit ihm gehen? Adela tut genau das, denn sie ist in einer verzweifelten Lage: Ganz urplötzlich wird sie als Vampir gejagt. Blindlings flieht sie – dem undurchsichtigen Tiro direkt in die Arme. Der nimmt sie mit – ausgerechnet auf Schloss Krumau. Von dem gemunkelt wird, dass dort die Vampirprinzessin lebe. Doch es ist nicht nur sie, die Pläne mit Adela hat ...

Mittelalter. Die junge Adela lebt mit ihrem Vater in Krumau, nachdem deren Mutter vor einem Jahr gestorben ist. Während sie den Haushalt führt, verdient ihr Vater als Zimmerer das Brot für die Familie. Doch ab und an wird ihr Vater auch abends gebraucht. Zu später Stunde. In der Dunkelheit. Bei der Blutbuche. Völlig ahnungslos lässt Adela ihren Vater immer wieder ziehen. Doch an einem verhängnisvollen Abend entdeckt das Mädchen, dass der Vater seinen Rosenkranz im Haus vergessen hat und eilt ihm, trotz dass sie zu Hause bleiben sollte, nach. Was dann geschieht verändert Adelas Leben für immer. Denn sie muss mit ansehen, wie der Vater einen "Vampir" pfählt und ehe sie sich versieht, halten die Dorfbewohner sie ebenfalls für einen Vampir und der Vater scheint vor Schreck, als er sie erkennt, tot umzufallen.
Mutterseelenallein schlägt sich Adela bis zu einem Schuppen durch, wo sie sich versteckt. Doch es dauert nicht lang und sie wird von einem jungen Recken entdeckt, der sich geduldig ihre Geschichte anhört und ihr verspricht, nach dem Vater zu sehen. Doch als Tiro wieder zu Adela kommt, kann er nur noch vom Tod des Vaters berichten. Er verspricht ihr sie in Sicherheit zu bringen und so folgt Adela ihm ängstlich weg aus dem Ort, hinauf zum Schloß Krumau, wo sie sich zuerst verbergen muss. Nur kurz taucht Tiro auf, um ihr das Nötigste zu bringen, bis sie ihm gegenüber ein schlechtes Gefühl hat. Als Adela ihre Stunde gekommen sieht, versucht sie vor Tiro davon zu laufen und läuft der Fürstin der Burg in die Arme, die sie sofort als neue Wolfsmagd einstellt. Eine Arbeit, die niemand im Schloß verrichten will, denn sie ist kreuzgefährlich. Fortan versucht Adela, die von Tiro auf der Burg als Lovika vorgestellt wurde, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie findet Freunde, jedoch findet sie auch Menschen, die ihr nicht so gut gesonnen sind. Und immer wieder muss Lovika fürchten, dass ihr Geheimnis doch noch ans Tageslicht kommt und sie als Vampir hingerichtet wird. Nicht zuletzt ist ihr Aufenthalt ein Risiko, da die Fürstin selbst in Krumau als Vampirprinzessin verschrien ist.

Die Geschichte um Adela und die Vampirprinzessin ist eher ein historischer Roman mit kleinen Fantasyanteilen. Das tut dem Lesespaß für einen begeisterten Vampirfan jedoch keinen Abbruch, denn es ist interessant, wie die Autoren die Problematik rund um den Vampirismus beleuchten und ausschmücken. Dass sich die beiden Autorinnen mit der Problematik und ihren Gegebenheiten sehr explizit auseinander gesetzt haben, kann man in der Geschichte sehr oft beobachten. Die Story ist detailreich und logisch. Die Schreibweise ist ab der ersten Seite fesselnd und man hat keine Probleme in die Welt von Adela und Tiro abzutauchen. Neben ein paar humorvollen Szenen begeistert die Geschichte immer wieder mit den Aufgaben, an denen Adela wächst. Sie muss immer wieder mutig und vorsichtig sein. Jeder Schritt könnte sie verraten. Besonders fasziniert haben mich die Szenen, wenn Adela sich zu den Wölfen begeben musste, um diese zu melken, damit die Vampirprinzessin ihre tägliche Wolfsmilch zu sich nehmen konnte. Nicht nur, dass ich mich wundern musste, wie man denn auf eine solche Idee kommen konnte, es hat mich auch sehr begeistert, wie Adela an die Sache herangegangen ist. Sie wusste, dass ihr vorerst nichts anderes übrig blieb, also hat sie sich ihrer Aufgabe gefügt und das Beste daraus gemacht.
Dass Adela nicht lang nur Freunde unter dem Gesinde haben konnte, war eigentlich fast schon klar. Mit der Rolle des Wladimir haben die Autorinnen einen Menschen geschaffen, den man einfach hassen musste. Ab seinem ersten Auftreten gegenüber Adela wusste ich als Leser, dass er definitiv Probleme bereiten würde. Sobald Wladimir an der Reihe war, um in der Geschichte zu wirken, konnte man die Abscheu von Adela regelrecht greifen. Allgemein haben die Autorinnen sich sehr viel Mühe bei den Emotionen gegeben. Wenn Adela sich unwohl fühlte, fühlte man sich auch unwohl. Hat sich sich gefreut, hat man sich einfach mitgefreut.
Auch die Rolle des Tiro wurde nach und nach immer mehr beleuchtet. Während man am Anfang nicht so ganz schlau aus ihm geworden ist, hätte man ihn im Verlauf der Geschichte immer mehr schütteln wollen. Und doch, war auch er eine wichtige Rolle in der Geschichte, die man einfach nicht missen wollte. Das Komplettpaket, welches hier abgeliefert wurde lässt den Leser geflasht und sprachlos zurück. Man erfährt viel über Aberglauben, man kann sich ausmalen, wie schnell man im Mittelalter in Verruf kommen konnte, man lernt viel über die Stände der damaligen Zeit und vor allem erfährt man viel über die primitiven Ansichten, die die Menschheit damals hatte.

Adela als Protagonistin ist wirklich arm dran. Gerade erst die Mutter zu Grabe getragen, muss sie nun durch ihre eigene Dummheit damit leben, dass sie den Vater nicht mehr hat. Sie ist so verzweifelt, dass sie Tiro folgt, ohne groß Fragen zu stellen. Erst, als sie eingesperrt ist, realisiert sie, wie leichtgläubig sie gewesen ist und flüchtet, sobald sich ein Moment dafür ergibt. Dass sie der Fürstin in die Arme läuft ist ihr Glück im Unglück und doch fällt das Mädchen vom Regen in die Traufe, denn fortan soll sie als Wolfsmagd die Wölfe melken und tagsüber in der Küche mit arbeiten. Adela stellt sich ihrem Schicksal und packt tüchtig an, sie jammert nicht, was sie in meinen Augen sehr sympathisch macht. Doch als der schmierige Wladimir auf den Plan tritt ist sie viel zu blauäugig und man kann sich bereits an fünf Fingern abzählen, was der wohl mit ihr vor hat und man möchte sie am liebsten schütteln, damit sie wach wird und begreift. Allgemein ist das Mädchen sehr leichtgläubig, abergläubisch, aber eben von einem sehr großen Glück gesegnet. Sie kommt immer wieder, wenn auch knapp, davon. Aber sie lernt aus ihren Fehlern.

Tiro als zweiten Protagonisten habe ich von Anfang an nicht wirklich vertraut. Der Leser weiß einfach zu Beginn nicht, was man von ihm halten soll. Hat er nun gute oder schlechte Ansichten. Immer wenn man denkt: Och so ein Lieber!, dann kommt wieder eine Szene, wo man Adela einfach nur von ihm fernhalten möchte und doch fasziniert Tiro. Er wandert wirklich auf einem schmalen Grad zwischen Vernunft und Wahnsinn. Mal ist er nett zu Adela, dann ist er zurückhaltend. Mal ist er begeistert in der Apotheke zu arbeiten, dann will er am liebsten alles sabotieren. So zieht sich Tiros wechselndes Wesen durch die ganze Geschichte und man fragt sich, welche Rolle er wohl noch einnehmen wird. Dass nachher alles so kommt, wie es kommt ist unerwartet. Es lässt den Leser grübelnd zurück.

Als weiteren Protagonist möchte ich noch einmal auf Wladimir zurück kommen, denn auch, wenn er das Ekel der Geschichte ist, fasziniert er mich ungemein. Die Autorinnen haben den Burschen wirklich so gut beschrieben und handeln lassen, dass man sein Wesen einfach nur ekelerregend finden muss. Das schafft nicht jeder Autor. Aber sobald Wladimir mal wieder seinen Auftritt hatte, stellten sich augenblicklich die Nackenhaare auf und man hatte einfach ein sehr ungutes Gefühl. Fast diebisch habe ich mich gefreut, als der Burggeist Wladimir das Fürchten lehrte und ich war ehrlich gesagt besonders zum Ende hin sehr zufrieden, als ich wusste, welches Schicksal Wladimir ereilt. Schon krass, wie ein paar Worte und eine geschickte Beschreibung solch eine Abneigung schaffen kann.

Empfehlen möchte ich das Buch allen Lesefreunden, die eine abenteuerliche, historische, leicht fantasyangehauchte, aber vor allem detaillierte Geschichte lesen möchten. Die Geschichte eignet sich sowohl für Freunde der blutsaugenden Vampire, als auch für Wolfsfreunde und ganz besonders für Leser die historische und spannende Romane lieben. Man kommt hier definitiv auf seine Kosten! Ich bin restlos begeistert!

Idee: 5/5
Charaktere: 5/5
Details: 5/5
Emotionen: 5/5
Logik: 5/5

Gesamt: 5/5 (eigentlich würde ich gern 10 Sterne geben)


  • Taschenbuch: 536 Seiten
  • Verlag: VA - Verlag Aretz; Auflage: 1 (15. November 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3944824563
  • ISBN-13: 978-3944824567
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
  • Größe und/oder Gewicht: 15,1 x 3,3 x 21 cm