Dienstag, 1. November 2016

Feuerphönix (Die Phönix-Saga 01) von Julia Zieschang

Caro ist Jurastudentin und lebt in München. Sie ist ein Waisenkind und weiß nichts von ihren Eltern, obwohl sie dies gern ändern würde. Sie lebt in einer WG mit ihren besten Freundinnen Mara und Doro. Als ihr zwanzigster Geburtstag vor der Tür steht und die Mädels einen drauf machen wollen, wird es Caro plötzlich schwindelig und schlecht. Die scheinbare Grippe, die sie sich eingefangen hat hält sich hartnäckig, doch als sie wieder unter Menschen geht, spürt sie, dass sie von einem Unbekannten verfolgt wird. Als dieser sie immer öfter zu verfolgen scheint, stellt sie ihn zur Rede und der Grund warum er sie verfolgt klingt ganz ungeheuerlich. Darauf bedacht, dass Caro sich nicht aufregt, erklärt ihr ihr Verfolger Vincent, dass sie ein Phönix ist. Eine Nachfahrin eines magischen Wesens, das das Feuer beherrschen kann. Caro glaubt dem jungen, aber attraktiven Mann zu Beginn kein Wort. Doch als sie immer öfter unerklärliche Brände in ihrer Nähe wahr nimmt, muss sie Vincents Worten glauben. Sie beginnt sich mit ihm zu treffen und ihre Gabe zu kontrollieren. Und nicht nur, dass Vincent ihr hilft und ihr den Kopf verdreht, scheinbar hat er auch eine Spur zu ihren Eltern und ein Geheimnis, welches ihre Welt so richtig auf den Kopf stellen wird.

Julia Zieschangs Geschichte um Caro ist fantastisch, keine Frage. Die Idee ist wirklich super und ich muss sagen, dass sie allein schon auf dem Booklet mein Interesse geweckt hat. Jedoch habe ich in dem Buch keine Spannung oder große Emotionen greifen können. Alles ist so langhin geplätschert und zum Ende hin, wo hätte Spannung aufkommen können, war für mich alles etwas schwammig und verwirrend, was ich wirklich schade fand. Die Schreibweise der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Sie macht keine groben Szenensprünge und alles scheint in sich schlüssig. Trotzdem werfen einige Szenen große Fragen auf und bleiben in diesem Teil auch noch offen - man muss also den Folgeteil lesen, um zu erfahren, wie es mit Caro weiter geht. Dieser Cliffhänger ist für mich ein absolutes No Go und hat den Lesespaß noch mehr eingedämmt. 
Bis Caro weiß, was mit ihr los ist, entführt die Autorin den Leser in Caros Welt. Sie ist fleißig, grämt sich nur bedingt, dass sie ein Waisenkind ist und sie versteht sich gut mit ihren Freundinnen. Alles scheint gut, auch wenn Caro eine Abneigung dagegen hat, ihren Geburtstag feiern zu müssen. Mit ihrem zwanzigsten Lebensjahr erlebt Caro eine Wandlung, deren Hintergrund sie durch Vincent näher gebracht bekommt. Sie nimmt ihr Schicksal in meinen Augen viel zu schnell an. Da hätte man mehr mit Emotionen spielen können. Panik, Verzweiflung. Aber für sie ist es eben so, wie es ist. Auch die Beziehung zu Vincent ist in meinen Augen eher halbherzig dargestellt. Der Leser hat an sich keine Möglichkeit für Vincent Feuer und Flamme zu werden, sondern beäugt ihn argwöhnisch. Ich an Caros Stelle hätte den Guten nicht so nah an mich ran gelassen. Auch der Besuch bei seinem Großvater ist etwas unglücklich. Man fühlt sich als Leser unwohl und doch scheint Caro so nicht zu empfinden, was ich schade finde. Die Empörung, die von ihr ausgehen könnte oder die Hoffnung, all so etwas kommt nicht richtig rüber, leider. Auch zum Ende hin war ich etwas erstaunt über den Hergang. Alles scheint normal. Plötzlich springt er auf, geht und dann tauchen auch schon die anderen auf. Das kommt alles so plötzlich und unspannend daher, es ist unglaubwürdig und auch ihre Emotionen dazu. Dass ihre Flamme anders war als seine, das ließ mich schon vermuten, dass sie auch anders ist, aber irgendwie war es in meinen Augen alles sehr unglücklich und unspektakulär verpackt. Nun weiß man ja auch nicht, was die anderen für Caro bedeuten. Das macht mich als Leser doch sehr unzufrieden. Schade.

Caro als Protagonistin gefiel mir an sich sehr gut. Sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, will Gutes tun und kniet sich richtig in ihre Sache rein. Sie ist nicht total abgehoben und will sich lieber im Hintergrund halten. Das ist sehr schön, jedoch ist ihr charakterlicher Wandel zum Ende hin nicht nachvollziehbar. Sie ist wütend. Ja. Verzweifelt. Auch möglich. Aber das ist kein Grund sich wildfremden Leuten in die Arme zu werfen. Sie weiß doch gar nicht welche Gefahr von denen ausgeht oder dergleichen. Komisch.

Vincent hingegen habe ich von Beginn an nicht unbedingt sympathisch gefunden. Eher habe ich ihn mit einem mulmigen Gefühl betrachtet. Er schien mir nicht echt und seine Gefühle oder Handlungsweisen auch nicht wirklich nachvollziehbar. Irgendwie auch komisch. So wirklich warm werde ich wohl mit ihm nicht werden.

Die Mitbewohnerinnen hingegen sind einsame spitze. Die Gefallen mir echt gut und sind in meinen Augen auch sehr authentisch.

Empfehlen möchte ich das Buch allen, die gern eine neue Idee lesen wollen und etwas für Zwischendrin suchen. Tiefgang ist hier leider nicht zu erwarten und die ganz großen Emotionen und Details bleiben leider auch aus. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob ich den zweiten Teil kaufen werde, da mich die Story doch nicht so überzeugen konnte. Schade.

Idee: 5/5
Charaktere: 3/5
Emotionen: 3/5
Logik: 3/5
Spannung: 3/5

Gesamt: 3/5


  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 2858 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 215 Seiten
  • Verlag: Impress (5. Mai 2016)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B01CJWYHJQ